Sonntag, 2. September 2007

Wirtschaftskrieg auf russische Art

Die altbewährten “Waffen“ im Wirtschaftskrieg, Spionage, Desinformation, Information, Manipulation von Aktienkursen durch Hackerangriffe usw. bei feindlichen Firmenübernahmen kennt man.

In Russland gehen kriminelle Unternehmer heute jedoch noch ganz andere Wege.

Dort werden ganze Horden von bewaffneten Schlägergruppen, sog. Raider, in Russland “Landsknechty“ genannt, weil sie aus der Provinz für die Aktionen in Städte, wie z.B. Moskau oder St. Petersburg gebracht werden, von mehreren hundert Mann, auf Unternehmen gehetzt mit dem Ziel einer feindlichen Übernahme des betreffenden Betriebs. Die Schläger dringen auf das Firmengelände und in die Firmengebäude ein und werfen die Firmenleitung einfach heraus, die gefälschten neuen Inhaber- oder Eigentümerpapiere werden gleich mitgebracht und der neue Firmeninhaber oder Geschäftsführer eingesetzt, der Werkschutz ist wegen der Anzahl und Brutalität der bewaffneten Angreifer machtlos. Ziel ist oft nicht das Unternehmen an sich, sondern der Grund und Boden. Russische Immobilienmogule erkämpfen sich auf diese Art und Weise die Grundstücke, um dort teure Luxusimmobilien zu bauen.

Bei der feindlichen Übernahme wenden die Angreifer auch die altbekannten Methoden des Wirtschaftskrieges an. Im Vorfeld werden die Übernahmen mit der Ausspähung des ausgewählten Unternehmens, wie dem Abhören der Handys der Geschäftsführer oder Inhaber, dem Belauschen von Gesprächen, Dokumentendiebstahl, Ausspähung der Sicherheitsvorkehrungen, oder mit der Bestechung und Schmiergeldzahlungen an Polizei oder Staatsanwaltschaft vorbereitet.

Vor dem brutalen Überfall von Firmen, geben die Kriminellen den Unternehmen manchmal die Chance “selbst zu entscheiden“ die Firma zu übergeben, als Entscheidungshilfe dienen Drohung und Erpressung.

Die Kontakte reichen soweit, dass von den Angreifern sogar Aktienregister gefälscht und neue Aktionärsstrukturen eingetragen werden. Es werden einfach die Verantwortlichen in den Behörden geschmiert und bestochen. Oder es werden Daten aus dem Behörden gestohlen und verfälscht wieder zurückgebracht, dann hat das Unternehmen plötzlich neue Inhaber.
Ausländische Investoren oder Unternehmer können meist nur mittellos zusehen, denn oftmals werden die Hintermänner von korrupten Strukturen in den Rechts- und Sicherheitsorganen Russlands geschützt.

Nach: Der Spiegel 35/2007